Dienstag, 12. April 2016

Filterpflichten bei Provider

Bei Rechtsverstößen können Provider auf Unterlassung verurteilt werden. Gerichte können dann beispielsweise von einem Hostprovider verlangen, dass dieser sicherstellen muss, dass eine bestimmte Rechtsverletzung, so nicht mehr aufkommen kann. Diese Problematik versucht man in den meisten Fällen technisch anzugehen, da eine manuelle Überwachung und Prüfung nicht möglich ist. Man setzt dafür auf Filter, die nachfolgend vorgestellt werden.

“Adress“-Sperrung

Bei einer „Adress“-Sperrung werden Informationen/Dokumente dadurch gesperrt und somit gefiltert, in dem beispielsweise IP-Adresse oder URLs geblockt werden. Häufig anzutreffen ist eine Filterung auf der Ebene des Domain Name Systems

Inhaltsbasierte Filtertechnologien

Bei inhaltsbasierten Filtertechnologien werden die zu veröffentlichen Dateien mit Referenzdateien verglichen und bei einer Übereinstimmung werden die Dateien erst gar nicht öffentlich zugänglich gemacht. Solch ein Vergleich kann beispielsweise über einen kryptographischen Hashwert durchgeführt werden.

Content ID bei YouTube

Wohl eine der größten und bekanntesten Filtertechnologie ist die sogenannte Content ID bei YouTube. Herzstück von Content ID ist eine Referenzdatenbank mit mehreren Millionen Referenzdateien. Beim Upload eines Videos auf YouTube wird sowohl das Videomaterial, als auch die darin enthaltene Musik auf Ähnlichkeiten mit Referenzdateien aus der Datenbank verglichen. Bei einem positiven Match bekommt der Rechteinhaber die Wahl, was er mit der Datei machen kann. Er kann sie blocken, damit sie erst gar nicht online gestellt wird, er kann sie monetarisieren lassen und damit an der Veröffentlichung partizipieren oder er kann sie tracken lassen, also veröffentlichen und erst einmal nur beobachten. Gerade bei der zweiten Möglichkeit liegt eine Win-Win-Win-Situation vor, da der Ersteller des Videos sein Werk veröffentlichen kann, die Rezipienten bekommen den Inhalt zu sehen und der Rechtinhaber verdient auch noch an der Veröffentlichung.

Wortfilter

Ein Wortfilter ist eigentlich auch ein inhaltsbasierter Filter, wobei hier keine ganze Datei im Mittelpunkt steht, sondern nur ein bestimmtes Wort. Wird dieses Wort gefunden, dann wird die entsprechende Information herausgefiltert. Solche Wortfilter sind aber zum einen sehr anfällig für Fehler, zum anderen kann man sie auch leicht umgehen, indem man beispielsweise einfach ein Synonym für das gefilterte Wort nutzt.

Nachteile von Filter

Filter sind prinzipiell „dumm“, da sie lediglich Muster erkennen können (keinen Bewertung des Kontext!). Je nach dem wie „scharf“ man einen Filter stellt, also ab bei wie viel Ähnlichkeit die Datei ausgefiltert wird, bestimmt, wie viele Fehler der Filter produziert. Dabei sind beide Szenarien möglich: Entweder filtert der Filter zu viele Inhalte oder er filtert zu wenige Inhalte. Filter sind damit nicht immer die beste Lösungsmöglichkeit. Darüber hinaus ist der Einsatz eines Filters auch ein Eingriff in die Grundrechte der Nutzer, zu denen beispielsweise das Recht auf Schutz personenbezogener Daten oder auch das Recht auf freien Empfang und freie Sendung von Informationen gehört.

Sieht man davon einmal ab, sind automatische Filtersysteme natürlich relativ kompliziert und damit auch sehr kostspielig bei der Programmierung und Einrichtung, sodass sich solche komplexe Systeme nur sehr wenige Provider auch leisten können. Das kann auch zu Markteintrittsbarrieren führen, nämlich dann, wenn Filtertechnologien zwingend vorgeschrieben sind und gerade neue Anbieter sich diese am Anfang noch nicht leisten können.

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